Ratgeber fasst Ergebnisse im Projekt „Alles auf Durchzug – Ackerflächen als Rastplätze für Zugvögel“ zusammen

(12.09.2024) Die Bestände vieler Vogelarten der Agrarlandschaft sind seit Jahren stark rückläufig. Hiervon sind nicht nur Brutvögel, sondern auch Zugvögel betroffen. So hat unter anderem eine veränderte Nutzung von Wiesen, Weiden, Äckern und Saumstrukturen in unserer Kulturlandschaft dazu geführt, dass die Eignung von vielen Flächen zur Rast und Nahrungsbeschaffung abgenommen hat. An einem Feldrand in Niederkassel wurde heute das Projekt „Alles auf Durchzug“ unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft (SRK) und der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO) offiziell beendet, das sich seit 2022 mit dem Thema Zugvögel in der Agrarlandschaft beschäftigt hat. Die Projektergebnisse wurden nun in Form eines Ratgebers veröffentlicht, der ausführliche Handlungsempfehlungen zur Förderung von Zugvögeln bereitstellt.

Freuen sich über den erfolgreichen Abschluss des Gemeinschaftsprojektes (v.l.n.r.) Kathrin Schidelko, Projektteam NWO, Klaus Nottmeyer, Vorsitzender der NWO, Dr. Heiko Schmied, Projektteam SRK, Amelie Hassels, Projektteam SRK, und Bernhard Conzen, Vorstandsvorsitzender SRK

Zugvögel sind auf ihren Reisen auf ein vielfältiges Angebot an Nahrungs- und Rastplätzen angewiesen, um ihre Energiereserven regelmäßig auffüllen zu können. Daher leiden sie stark unter der rückläufigen Verfügbarkeit geeigneter Flächen zu den Hauptzugzeiten im Frühjahr und Herbst“, erläutert Klaus Nottmeyer, Vorsitzender der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft die Bedürfnisse von Zugvögeln.

Die 2013 erstmals veröffentlichte Rote Liste wandernder Vogelarten für Deutschland zeigt, dass zahlreiche Arten, die Deutschland als Rast- oder Überwinterungsgebiet nutzen, als gefährdet eingestuft werden müssen. Vögel der Agrarlandschaft werden dabei besonders häufig genannt. Die Bestandstrends heimischer Zugvögel zeigen außerdem: wer weit zieht, lebt gefährlicher.

Viele etablierte Maßnahmen zur Förderung von Agrarvogelarten legen ihren Fokus bisher in erster Linie auf die Unterstützung des Bruterfolgs der Vögel. Im Rahmen des Projektes „Alles auf Durchzug“ wurden Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft nun auch aus der Perspektive des Zugvogelschutzes betrachtet, bewertet und angepasst.

Das zweijährige Projektvorhaben gliedert sich in die drei Phasen Maßnahmenentwicklung, Maßnahmenerprobung und Ergebnisvermittlung. Dabei wurden von dem Projektteam sechs repräsentative Leitarten aus drei Gilden ausgewählt. Dies sind als Vertreter der Singvögel das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und der Stieglitz (Carduelis carduelis), als Greifvögel der Rotmilan (Milvus milvus) und die Kornweihe (Circus cyaneus) und aus der Gilde der Watvögel der Kiebitz (Vanellus vanellus) und der Mornellregenpfeifer (Eudromias morinellus).


Der Ratgeber steht als kostenloser Download hier zur Verfügung:
https://www.rheinische-kulturlandschaft.de/alles-auf-durchzug/

Den Bedürfnissen der Vogelarten entsprechend wurden Naturschutzmaßnahmen zur Unterstützung auf dem Durchzug erarbeitet. Die Maßnahmen beziehen sich auf die Gestaltung von Nahrungs- und Raststandorten auf Ackerflächen und wurden anschließend in Zusammenarbeit mit fünf Landwirten im Modellgebiet Rheinland erprobt. Dabei wurden sie so ausgewählt, dass sie auf weite Teile Deutschlands übertragbar sind. Neben Maßnahmen wie Stoppelbrachen, Ernteverzichtsflächen und saatfreien Fenstern in der Luzerne wurden auch Blühstreifen an die Bedürfnisse durchziehender Vogelarten angepasst.“, führt Bernhard Conzen, Vorstandsvorsitzender unserer Stiftung, die praktische Umsetzung an.

So enthält der überjährig stehende Kulturpflanzen-Blühstreifen extra viele Samenpflanzen wie Weberkarde, Färberdistel, Sonnenblume und Waldstaudenroggen, die samenfressenden Vögeln wie dem Stieglitz (Carduelis carduelis) im Herbst als Nahrung zur Verfügung stehen. Die regelmäßigen Kartierungen der Flächen durch die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft zeigen, dass die Maßnahmen erfolgreich angenommen werden.

Der Ratgeber fasst, neben Wissenswertem rund um den Vogelzug, alle wichtigen Informationen zu den Leitarten und erarbeiteten Maßnahmen zusammen und richtet sich damit in erster Linie an Landwirt:innen, Berater:innen und weitere Interessierte.


Gefördert wird das Projekt von der Heinz Sielmann Stiftung und der Deutschen Postcode Lotterie.

Ansprechpartnerin für das Projekt ist:

Amelie Hassels – Fon 0 22 8 – 90 90 72-34, Mail a.hassels@rheinische-kulturlandschaft.de